Rinpoches höhere Studien und die Ankunft der Chinesischen Volksbefreiungsarmee

1950 traf die Chinesiche Volksbefreiungsarmee in Chamdo ein und setzte das „Chamdo Volksbefreiungskomitee“ ein (chab-mdo mi-dmangs bcings-bkrol u-yon lhan-khang). Obwohl Rinpoche zu dieser Zeit erst neun Jahre alt war, bestanden die chinesischen Autoritäten darauf, dass er an der ersten Konferenz in Chamdo teilnahm. Dort ernannten sie ihn zu einem von acht sehr hochrangigen Würdenträgern, den „Zhuren“. Das war eine „Ehre“, die er nicht ablehnen konnte.

 

Es war Tradition für den Kyabgön von Dagyab, zu den entlegenen Gebieten Dagyabs zu reisen. Diese Reise war vor allem zum Nutzen älterer Menschen und derjenigen, die keine lange Reise zur Hauptstadt unternehmen konnten, um ihn in seinem Kloster zu sehen. In dieser sechsmonatigen Reise besuchte er viele Bauern- und Nomadengebiete sowie Klöster und Nonnenklöster.

 

Rinpoche im Kloster Drepung

Rinpoche im Kloster Drepung

Rinpoches Lehrer Kyabje Trijang Rinpoche

Rinpoches Lehrer Kyabje Trijang Rinpoche


1954, im Alter von 14 Jahren, setzte Rinpoche seine Studien im Kloster Drepung Loseling vor den Toren der Hauptstadt Lhasa fort. Zu dieser Zeit hatte Drepung ungefähr 9.000 Mönche. Er konzentrierte sich auf die fünf grossen buddhistisch-philosophischen Fächer: Prajnaparamita, die Vollkommenheit der Weisheit; Madhyamika, die Philosophie vom Mittleren Weg; Vinaya, der Kanon der klösterlichen Disziplin; Abhidharma, Metaphysik; Pramana, Logik und Erkenntnistheorie. Seine Heiligkeit der Dalai Lama ernannte der Tradition entsprechend den Abt von Drepung Loseling, den Ehrwürdigen Geshe Pema Gyaltsen, zu Rinpoches offiziellem Tutor. Der Ehrwürdige Geshe Nyima Gyaltsen, Abt von Shagkor Dratshang, wurde ebenfalls zu seinem Lehrer in Philosophie. Beide waren ausgezeichnete Lehrer ihrer Zeit. Selbst der Dalai Lama erhielt Unterweisungen von letzterem. Rinpoche erhielt die meisten Vinaya- und Abhidharmakosha-Unterweisungen von Kyabje Ling Rinpoche, dem Senior-Tutor des Dalai Lama im späteren indischen Exil. Von 28 verschiedenen Meistern erhielt er zahlreiche buddhistische Sutra- und Tantra-Unterweisungen.

1956 rief die chinesische Regierung das „Vorbereitende Komitee zur Errichtung der Autonomen Region Tibet“ (bod rang-skyong ljongs gra-sgrig u-yon lhan-khang) in Lhasa ins Leben. Dort musste Rinpoche an wöchentlichen Sitzungen freitags und sonntags teilnehmen. Aufgrund seines hohen Ranges verlieh die chinesische Regierung ihm mehrere Titel wie z.B. „Wu Yuan des Ständigen Ausschusses”. Diese Titel musste er annehmen, obwohl er wegen seines jungen Alters kaum Kenntnisse über Amtsführung hatte.